Familienverein-Halstenbek.de – Geschichten
Willkommen beim
Familienverein-Halstenbek.
Freitag der
13.
Fred war ein durchaus gut gelaunter und fröhlich gestimmter Geselle. Fred
hatte ein Haus, ein Auto, ging gerne zur Arbeit und war mit Christel
verheiratet. Glücklich natürlich! Meistens…
Fred hatte allerdings ein einziges Laster: Er war sehr abergläubisch. Er ging
nie unter einer Leiter her, achtete darauf, kein Salz zu verschütten, wechselte
die Straßenseite wenn er eine schwarze Katze sah und
ließ Spiegel nur unter fachmännischer Begleitung aufhängen. So war er sich
seines Glückes sicher – das nahm er zumindest an.
Kam aber ein Freitag der 13. auf ihn zu, sah Fred
diesem Tag schon lange vorher argwöhnisch entgegen. Fred nahm sich an diesen
Freitagen immer Urlaub, damit wenigstens bei der Arbeit nichts schief ging.
Christel verdrehte bei dem Gedanken daran, dass Fred den ganzen Tag zuhause
sitzen würde immer die Augen und seufzte laut – das
half ihr aber auch nicht. Christel kannte diese Freitage nur zu genau, und sie
war sich sicher, dass es Fred eigentlich besser tun würde, wenn er arbeiten und
sich ablenken würde. Mit dieser Meinung stand sie allerdings alleine
da…
Es war Freitagmorgen. Freitag, der 13. Fred war schon mit dem linken Fuß
aufgestanden und über seine Hose gestolpert, die neben seinem Bett lag. Mit
schmerzverzerrtem Gesicht humpelte er ins Badezimmer und wusch sich sein
Gesicht. Beim Zähne putzen rutschte ihm die Zahnbürste aus der Hand und flog im
hohen Bogen gegen den Spiegel – man muss dazu wissen, dass Fred seine Zähne
immer sehr energisch putzt.
Fred schaute auf den mit Zahnpasta bespritzten Spiegel. Er musste jetzt
abwägen. Entweder, er machte den Spiegel sauber, ging aber das Risiko ein, dass
der Spiegel zerbrechen oder herunterfallen würde oder aber, er würde es lassen,
damit dann aber den Unmut Christels auf sich ziehen. Fred überlegte und schaute
dabei auf seinen schmerzenden Zeh. Christel würde sich schon wieder beruhigen,
dachte er, und humpelte in die Küche.
Christel erwartete ihn schon und als sie sah, wie Fred in die Küche gehumpelt
kam, sehnte sie sich nach einer Tasse Kaffee, die sie einsam und alleine genießen könnte. Der Zug war an diesem Tag jedoch
abgefahren, da war sie sich sicher! Christel hatte den Tisch gedeckt, frischen
Kaffee gekocht und setzte sich dann neben ihren Mann, der ihr schon von seinem
morgendlichen Spießrutenlauf im Schlafzimmer erzählte. Selbstverständlich
verbrannte er sich beim ersten Schluck Kaffee auch noch seine Zunge. Als ihm
dann noch die Butter vom Brot fiel, der Salzstreuer aufging und sich das ganze
Salz auf Freds Ei verteilte, hatte Christel schon ein wenig Mitleid mit ihrem
Mann, der ganz unglücklich auf seinem Stuhl saß. Sie stellte alle
“gefährlichen” Dinge beiseite: Gläser, Tassen, Löffel, Zucker und Marmelade… so
dass Fred nur noch seine Zeitung vor sich auf dem Tisch liegen hatte.
Christel machte sich ans Staubsaugen und wischte den Flur. Natürlich machte sie
Fred darauf aufmerksam, dass der Boden nun glatt war und man sich außerdem
darin spiegeln könne. Wie gesagt, sie hatte Mitleid!
Als sie jedoch das Badezimmer betrat und sich den Spiegel ansah, der von oben
bis unten mit Zahnpasta bespritzt war, war das Mitleid fast so schnell wieder
verflogen, wie es gekommen war. “Es ist doch zum Mäuse melken!”, dachte sie
sich. Und sie beschloss, zum Mittagessen SPIEGEL-Eier zu machen. “Mal sehen, ob
er dann nicht doch lieber zum Essen in die Kantine geht…”
Das Zurückstellen des Einkaufswagens
Arne
Tiedemann
Wir alle
wissen es, aber man kann nicht genug drauf hinweisen. Besonders in dieser Zeit.
Es gibt genau zwei Arten von Menschen. Die, die den Einkaufswagen nach dem
Einkaufen in die eine von den drei Schlangen im Wagenpark zurückstellen, die am
längsten ist und in der schon unverhältnismäßig die meisten Wagen stehen. So
wächst dann die Wagenreihe langsam, aber stetig horizontal über die Überdachung
hinweg auf den Parkplatz hinaus und sorgt für Chaos und leichten Unmut. Meist
ärgern sich aber genau die Leute drüber, die dieses Hindernis soeben
mitkreierten und sich ihren Einkaufswagen quasi nun vorm Wegfahren selbst in
den Weg gestellt haben. Ist es Faulheit, kurzsichtige Ignoranz oder am Ende
doch einfach nur Blödheit?
Kurz bevor der ankommende und abführende Strom an Autos der mobilen
Konsum-Extremisten vollkommen zum Erliegen kommt und sich unmittelbar auf den
Verkehr des ganzen Stadtteils auswirkt, tauchen dann stets zwei zunächst
unscheinbar und schwächlich wirkende, blasse Knaben in leuchtenden XXXL-Warnwesten
auf, einzig mit dem Auftrag betraut, die Reihe von geschätzten 75 Wagen einmal
quer über das Areal zu manövrieren. Dorthin, wo anscheinend Mangel herrscht.
Sie reißen mit ihren schmächtigen Körpern unter größtmöglicher
Kraftanstrengung, welche ihre zunächst von routinierter Bocklosigkeit
gezeichneten Mienen schnell zu alarmroten Fratzen werden lassen, an der
Wagenreihe. Es passiert zunächst nichts. Genauso gut könnten sie zu zweit
versuchen, den Supermarkt selbst wegzuschieben oder einen gestrandeten Pottwal
zurück ins rettende Meer. Doch tatsächlich, nach ein paar Augenblicken setzt
sich der Schwertransport rasselnd und ratternd in Bewegung. Das lehrt mir jedes
Mal aufs Neue Respekt und ich würde es gerne selbst einmal versuchen, fürchte
aber kläglich zu scheitern, obwohl meine physischen Voraussetzungen doch exakt
die Gleichen sind.
Und dann gibt es Leute, so wie mich, die den Wagen dort wieder festketten, wo
die wenigsten Einkaufswagen stehen. Für die Ordnung. Um die Symmetrie wieder
herzustellen. Und um auch optisch Ausgeglichenheit zu schaffen. Glauben Sie es
mir, Harmonie fängt bei solchen Dingen an! Und das ist das Gefühl, das Richtige
zu tun. So wie man auch bei der Bionella (das ist so
was wie Nutella, nur in gut) eine gleichmäßige Schicht abträgt und nicht mit
dem Messer rein sticht, als müsse man die zähe Masse vor dem Verzehr noch
brutal töten. Oder auch den E-Roller dort abstellt, wo er nicht stört. Und
nicht mitten im Weg. Aber jeder halt, wie er kann. Und selbst das ist bei
manchen Leuten noch zu viel verlangt.